Frank Müller, Chartered Surveyor – Bachelor Immobilienmanagement,

Inhaber von fmi Frank Müller Immobilien in Wuppertal

Oktober 2020

Datenkraken und Adressenverkäufer statt Immobilienbewertung?

Als Haus- oder Wohnungseigentümer kennen Sie vermutlich das Phänomen. Während Sie im Internet surfen, öffnet sich ein Fenster, das Ihnen eine kostenlose Immobilienbewertung oder den Verkauf Ihrer Immobilie zum Höchstpreis verspricht.  Aber was steckt dahinter?

Gemeinsam haben diese vielversprechenden Angebote, dass man zunächst aufgefordert wird, anonym einige einfache Angaben zur eigenen Immobilie machen. Die Fragen entwickeln sich dann im Verlauf mehr in die Tiefe und zum guten Schluss müssen dann die eigenen persönlichen Daten benannt werden, um ein Ergebnis zu bekommen. Was Sie jedoch nicht bekommen,

ist ein Bewertungsergebnis. Ihre Daten sind nun „in guten Händen“, die

damit etwas anzufangen wissen. Nebenbei sei der Hinweis erteilt, dass

Online-Bewertungen, ohne dass ein Sachverständiger das Haus oder die Wohnung begutachtet hat, ohnehin nichts taugen können.


Die Unternehmen, die diese „kostenlosen Bewertungen“ anbieten, haben teils erhebliche Geldmengen an den Kapitalmärkten eingesammelt, das für intensive Werbung genutzt wird. Das renommierte Wirtschaftsmagazin „Capital“ beschrieb im Oktober 2018, wie das Geschäftsmodell funktioniert: „Das Geschäftsmodell der Newcomer funktioniert im Wesentlichen so: Im Internet werden möglichst viele Adressen verkaufswilliger Besitzer eingesammelt, die Objekte bewertet und über Onlineplattformen wie Immobilienscout24 vermarktet. Der Einsatz von Immobilienexperten vor
Ort beschränkt sich zumeist darauf, Häuser oder Wohnungen in Augenschein zu nehmen und Besichtigungen potenzieller Käufer zu begleiten.“

Zusätzlich muss man wissen, dass die Kontakt- oder Adressdaten dann an Maklerunternehmen in der Region „verkauft“ werden. Hier gibt es wieder unterschiedliche Strategien. Einige der Unternehmer verkaufen ein und dieselbe Adresse gegen Zahlung von z. B. 180,- Euro an bis zu drei Makler. Andere Unternehmen lassen sich anteilig an der Provision des Maklers beteiligen. Bei beiden Modellen ist jedoch Voraussetzung, dass Makler mit diesen Unternehmen Kooperationsvereinbarungen geschlossen haben.


Es ist somit blauäugig zu hoffen, dass man zwangsläufig an einen oder

mehrere „gute Makler“ gerät. Sicher ist nur, dass man an einen Makler gerät, der bereit ist, für den Kontakt zu einem Immobilienverkäufer Geld auszugeben. Häufig sind das nicht die besten Makler vor Ort, sondern solche, die über keine oder nicht ausreichend viele Aufträge verfügen, um im eigenen Regionalmarkt
erfolgreich bestehen zu können.

 Text: Frank Müller

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