Frank Müller, Chartered Surveyor – Bachelor Immobilienmanagement,

Inhaber von fmi Frank Müller Immobilien in Wuppertal

Juli 2019

Mieten und Immobilienpreise –      über politische Hysterie und journalistischen Populismus

Nur wenige Themen stehen derzeit so hoch auf der politischen Agenda wie die Deckelung vermeintlich explodierender Mieten. Kein Tag vergeht, ohne dass in den Medien über dieses Thema an prominenter Stelle berichtet wird.
Wir wagen den Faktencheck.

 

 

Zweifellos ist zutreffend, dass die Mieten in einigen Städten Deutschlands
stark steigen. In Köln, Düsseldorf, Frankfurt, München, Hamburg etc. sind die Preissteigerungen sogar erheblich. Es wird jedoch gerne vergessen, dass in diesen Ballungsräumen auch die Einkommen meist deutlich über dem Durchschnitt liegen.


In den meisten Städten und Regionen in Deutschland spielen hohe Mieten jedoch keine nennenswerte Rolle. Real sinken die Mieten sogar vielerorts. Wuppertal z.B. ist eine typische Großstadt in Deutschland. Diese wächst zur Zeit moderat, was eigentlich zu Mieterhöhungen führen müsste, da die Nachfrage größer wird. Die Mieten bleiben jedoch auf einem niedrigen Niveau.

 

Zuvor gab es genügend Leerstand, der die gestiegene Nachfrage absorbieren
konnte. Zum Beispiel kostete eine Appartementwohnung, die vor 1948 errichtet wurde, im Jahr 2006 etwa € 5,30 je m² (Mittelwert). 13 Jahre

später liegt der Mittelwert bei € 5,58. Das entspricht einer Steigerung von 5,3%. Die Inflation bzw. Preissteigerung (gemessen am Verbraucherpreisindex) liegt jedoch seither bei 17 %. Real bzw. kaufkraftbezogen sind die Mieten also erheblich preiswerter als vor 13 Jahren. Das gilt ebenso für die meisten
anderen Wohnungsgrößen und Baujahresgruppen. Übersehen wird dabei völlig, dass z.B. die Kosten für Handwerker und Baustoffe seither um ca. 40% gestiegen sind – nahezu ausschließlich zulasten der Vermieter.

Tatsächlich wohnen in den von Preissteigerungen betroffenen Großstädten  und in deren Umland etwa 15 Millionen Menschen. Davon sind jedoch nicht alle gleichermaßen betroffen. Viele Vermieter erhöhen auch in den Top-Standorten Bestandsmieten nicht oder moderat. Viele Mieter verfügen über überdurchschnittliche Einkommen und Ansprüche, bei denen nicht das Grundbedürfnis des Wohnens im Mittelpunkt steht, sondern Wohnen zum Luxusgut wird. Für den verbleibenden Rest muss die Politik etwas unternehmen, darf jedoch nicht den Blick dafür verlieren, dass es schon
eine Vielzahl Regulierungen zur Mietbegrenzung gibt.


Hilfreich ist auch ein Blick über den Tellerrand. Während in Berlin die
Bestandsmieten bei etwa € 10,-/m² liegen, kostet eine Wohnung in
Barcelona und Paris etwa € 18,-/m² und in London etwa € 28,-.
Selbst in Istanbul, Amsterdam, Lissabon und Kopenhagen müssen die
Menschen deutlich tiefer in die Tasche greifen als in Berlin.

Text: Frank Müller

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